Corona sorgt für Verunsicherung
Viele Fahrgäste sind verunsichert: Wie hoch ist das Risiko einer Corona-Infektion im öffentlichen Nah- und Fernverkehr? Zu Beginn der Pandemie vermittelten etliche Medien den Eindruck, dass Nah- und Bahnverkehr ein großes Ansteckungsrisiko darstellen, ohne dass konkrete Erkenntnisse dazu vorliegen. Mittlerweile gibt es Studien dazu, die ein differenziertes Bild zeigen. Weil uns einige Anfragen dazu erreichten, haben wir uns damit befasst und möchten über den aktuellen Kenntnisstand aufklären.
Fernverkehrszüge sind keine Hotspots
Aktuell untersucht die Berliner Charité für die Deutsche Bahn das Ansteckungsrisiko in Fernverkehrszügen für Zugbegleiter. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen, aber erste Zwischenergebnisse zeigen, dass Fernverkehrszüge keine Hotspots für das Infektionsgeschehen sind.
Konkret zeigt die Studie, dass Zugbegleiter*innen, eine Berufsgruppe mit hohem Kundenkontakt, entgegen den Erwartungen kein höheres Infektionsrisiko als Mitarbeiter*innengruppen ohne Kundenkontakt haben.
Für Menschen, die den öffentlichen Verkehr nutzen, sind das gute Nachrichten. Zwar unterscheidet sich die Situation von Zugbegleiter*innen und Fahrgästen im Zug. Zugbegleiter halten sich in der Regel über einen deutlichen längeren Zeitraum im Zug auf und haben dabei Kontakt zu vielen Menschen. Beides kann das Infektionsrisiko erhöhen. Durch die Bewegung der Zugbegleiter*innen durch den Zug sind die Kontakte jedoch eher kurz und die Zugbegleiter*innen bleiben nicht in einem Wagen. Das wiederum kann das Infektionsrisiko eher senken.
Die Fahrgäste dagegen bleiben überwiegend an ihrem Platz und bewegen sich wenig im Zug. Sitzt ein*e Infizierte*r über einen längeren Zeitraum in einem Waggon, kann sich das Infektionsrisiko für die in der Nähe sitzenden Mitfahrenden erhöhen. Dabei sind zwei Faktoren entscheidend, wie eine Studie aus China zeigt: Je größer der Abstand im Zug zu einem/r Infizierten ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung. Und je kürzer die die Reisedauer ist, desto geringer ist auch das Infektionsrisiko.
Ein weiterer Faktor für das Infektionsgeschehen ist die Belüftung. Die Klimaanlagen in den ICEs sorgen dafür, dass die Luft in den Wagens alle 6-8 Minuten komplett ausgetauscht und mit Frischluft vermischt wird. Nach allem, was bisher bekannt ist, senkt auch das die Ansteckungsgefahr im Zug.
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Nahverkehr
Auf die Situation im Nahverkehr lassen sich die bisherigen Ergebnisse der Charité-Studie nicht unmittelbar übertragen. Hier öffnen sich die Türen regelmäßig und erlauben Frischluftzufuhr, die das Infektionsrisiko verringert. Die Fahrtdauer ist in vielen Fällen eher kurz, auch das reduziert das Infektionsrisiko. Zwar kann es zu Hauptverkehrszeiten schon vorkommen, so dass die Abstände nicht eingehalten werden können. Somit erhöht sich das Ansteckungsrisiko theoretisch. Etliche internationale Studien zeigen aber, dass das Infektionsrisiko im öffentlichen Nahverkehr nicht erhöht ist.
Masken schützen
Was kann nun jede*r Einzelne tun, um das persönliche Risiko im öffentlichen Verkehr zu minimieren? Die Antwort darauf ist nicht immer bequem, aber einfach: Maske tragen, wie bundesweit vorgeschrieben. Dass Alltagsmasken das Infektionsrisiko verringern, gilt inzwischen als gesichert. Anders als ursprünglich angenommen, zeigen Studien inzwischen, dass sie nicht nur Andere, sondern auch den Träger selbst schützen. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Am besten schützen FFP2- und FFP3-Masken; beide gibt es mit und ohne Ventil. Um sich selbst und andere zu schützen, ist von Masken mit Ventil abzuraten: Diese lassen die verbrauchte Luft ungefiltert nach außen und können somit andere Menschen gefährden.
Unser Fazit
Der Nahverkehr ist, wenn die Fahrgäste Masken tragen, sicher als gedacht. Er stellt auch unter der Pandemie ein wichtiges Rückgrat unseres Verkehrssystems da und bringt z.B. Menschen zu ihren Arbeitsplätzen. Die Politik hat daher auch während der Pandemie die Aufgabe, den Nahverkehr zu stützen und dessen Ausbau vorantreiben.