Unsere Machbarkeitsstudie für einen Bahnplan in Niedersachsen
Bereits bei der Erarbeitung des Konzeptes Mehr Straßenbahn wagen, welches wir Anfang 2021 veröffentlicht haben, wurden wir auf die Lücken im Bahnnetz des Bremer Umlands aufmerksam. Bei näherer Betrachtung entdeckten wir viele stillgelegte Bahnstrecken und ehemalige Bahnhöfe in Niedersachsen. Angesichts der Vielzahl der aufgegebenen Strecken riefen wir das Projekt Mehr Bahn Niedersachsen ins Leben. Das Ziel des Projekts ist es, den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Bremen und Niedersachsen durch die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken zu verdichten. Hierbei möchten wir den ländlichen Raum besser anbinden, Nahverkehrsknotenpunkte stärken und dadurch eine Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den SPNV generieren.
Für Euch unterwegs
Durch die Streckenstillegungen sind große Lücken im Bahnnetz entstanden, die dazu führen, dass ganze Regionen vom Schienennahverkehr abgehängt sind. In den aufgegebenen Strecken schlummert jedoch eine Chance, denn häufig ist noch Infrastruktur vorhanden, die wieder in Betrieb genommen werden kann. Wir haben ein Zielnetz konzipiert, welches ehemalige, zu reaktivierende, Strecken in das aktuell vorhandene Liniennetz einfügt. Dieses Netz zeigt das Potenzial des niedersächsischen Bahnverkehrs auf und soll als Anregung für einen Ausbau des SPNVs dienen.



Das Vorgehen der Untersuchung
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie untersuchen wir die Reaktivierbarkeit von 49 ehemaligen Bahnstrecken in Niedersachsen anhand von ökonomischen, sozialen und ökologischen Kriterien mittels qualitativer und quantitativer Methoden. Hierbei wurden unterschiedliche Parameter berücksichtigt, unter anderem der Streckenzustand, benötigte Investitionsmaßnahmen, Einsparpotenziale an Treibhausgasen, die Relevanz der Strecke sowie der aktuelle Stand der politischen Debatte. Daraus haben wir einen Netzvorschlag konzipiert, der sowohl das aktuelle Bahnnetz als auch potenzielle Bahnstrecken umfasst.
[Ein Beispiel einer Streckenanalyse]


Das Ergebnis: unser Netzvorschlag
Der Einfach Einsteigen Netzvorschlag verbindet die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken im Sinne des Netzgedankens mit vereinzeltem Neubau und bietet eine Vision für die Zukunft des schienengebundenen Nahverkehrs in Niedersachsen. Er soll politischen Entscheidungsträger*innen und ländlichen Kommunen als Anregung und Orientierungshilfe bei der Entwicklung neuer Betriebskonzepte dienen.
Nach der Streckenuntersuchung wurde in vier Kategorien eine Priorisierung mit den am besten geeigneten Strecken vorgenommen. Dabei hat sich gezeigt, dass knapp ein Drittel der untersuchten Strecken sehr interessant für den Pendelverkehr sind. Hier befinden sich Großunternehmen, Universitäten oder Industrieparks in Angrenzung zur Strecke. So kann auch für Pendler*innen im ländlichen Raum eine klimafreundliche Alternative zum Auto geschaffen werden. Rund ein Viertel der untersuchten Strecken sind durch einen ausgeprägten Tourismus- und Freizeitverkehr von großer Bedeutung. Diese Regionen könnten auch wirtschaftlich von einer Reaktivierung profitieren. Bei einem Viertel der Strecken ist ein Reaktivierungswille gegeben, sowohl durch lokale Bemühungen als auch vom Land Niedersachsen.
[zwei Karten: Zielnetz und aktuell]


Ein wesentlicher Faktor der Streckenuntersuchung war die Schließung von Lücken im aktuellen SPNV-Netz. Hierbei sind uns vier Mittelzentren in Niedersachsen aufgefallen, die keinen Bahnanschluss haben: Aurich, Friesoythe, Sulingen und Zeven. Mittelzentren fungieren als Bindeglied zwischen der städtischen Infrastruktur und den abgelegenen, teils unterversorgten Regionen und sind somit wesentlich für die Daseinsvorsorge. Dadurch ist eine Anbindung an das bestehende Schienennetz und eine Verknüpfung mit dem angrenzenden ländlichen Raum essenziell.
Durch die voranschreitende Klimakrise wird ein Umdenken im Verkehr immer wichtiger. Die hohen Emissionen im Verkehr zeigen die Notwendigkeit einer Verkehrswende. Gleichzeitig nimmt die Mobilitätsarmut in Deutschland zu. Die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken bietet eine gute Möglichkeit, das Schienennetz ressourcenschonend auszubauen. So kann ein Schritt in Richtung eines umweltfreundlicheren Verkehrssystems geschaffen werden. Darüber hinaus müssen für eine Verkehrswende viele weitere Maßnahmen umgesetzt und neben dem ÖPNV auch der Auto-, Rad- und Fußverkehr in die Planungen einbezogen werden.
Die vollständige Studie könnt Ihr hier downloaden oder als Printversion für 25 € bei uns bestellen. Bitte schickt uns dazu eine Email an team@einsteigen.jetzt .