VBN erhöht die Preise zum 01.01.2026

VBN erhöht die Preise zum 01.01.2026 1

Liebe Freund*innen des Nahverkehrs,

ab dem ersten Januar 2026 ist es wieder soweit: Der VBN erhöht erneut seine Ticketpreise. Neben der von der VBN unabhängigen Beschlussfassung den Preis für das Deutschlandticket von 58 auf 63 Euro zu erhöhen (+8,62%), entscheidet sich der niedersächsische Verkehrsverbund für eine durchschnittliche Preissteigerung von 5,1 prozent. Konkret bedeutet das eine Preiserhöhung des Einzelfahrscheins von 3,20€ auf 3,40€, sowie einen sechs prozentigen Ansteig beim Monatsticket, so das dieses jetzt ganze 82,70€ kostet! Damit wird Mobilität in unserer Region wieder ein Stück teurer, und der Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn unattraktiver.

Besonders in Zeiten ohnehin steigender Lebenshaltungskosten, bedeuteten diese Mehrausgaben für Mobilität eine Belastung die für viele Menschen nicht mehr zu stemmen ist.

Unfaire Last: Warum der Nahverkehr teuerer wird

Begründen tut die VBN ihre Entscheidung mit den gestiegenden Personalkosten und Energiepreisen, sowie durch Mindereinnahmen welche trotz hohen Fahrgastaufkommen, durch die Einführung des Deutschlandtickets entstanden sind. Aber anstatt die Lücke zwischen den steigenden Betriebskosten (Personal, Energie) und den Einnahmen durch verlässliche, höhere Zuschüsse auszugleichen, wird die Last auf die Fahrgäste verlagert. Der Nahverkehr ist ein öffentliches Gut, genau wie Straßen, Schulen oder die Feuerwehr. Niemand würde erwarten, dass wir für die Nutzung der Autobahn eine Maut bezahlen, die alle Kosten deckt. Dennoch wird vom ÖPNV erwartet, dass er sich selbst trägt. Mobilität sollte eine Selbstverständlichkeit der öffentlichen Daseinsvorsorge sein und sich nicht auf „Selbstfinanzierung“ verlassen müssen. Natürlich kommen durch steigende Lohnkosten und die finanzierung eines Netzausbaus notwendig mehr Kosten auf. Die Zentrale Heruasforderung besteht jedoch darin, diese notwendigen Kosten transparent und gerecht auf alle beteiligten zu verteilen.

Die Finanzierungsschieflage

Die Preisexplosion im VBN ist kein Phänomen der letzten Jahre, sondern Ausdruck einer strukturellen Schieflage, die tief in der Finanzierung des Nahverkehrs verwurzelt ist. Die Mehrkosten werden systematisch auf die Fahrgäste umgelegt, anstatt sie durch höhere öffentliche Zuschüsse abzufedern.

Ein Blick in eine Große Anfrage der Fraktion Die LINKE (Drucksache 19/1681) an den Bremer Senat aus dem Jahr 2018, die die Entwicklung der BSAG-Finanzen von 2009 bis 2016 untersuchte, liefert dafür den konkreten Beleg. Die Ergebnisse zeigen auf, wie die Lastenverschiebung bereits in diesem Zeitraum zementiert wurde:

Während die steuerfinanzierten Zuschüsse (Verlustausgleich) der Stadtgemeinde an die BSAG relativ stabil bei rund 50 bis 55 Millionen Euro blieben, stiegen die reinen Fahrgelderträge von 2009 bis 2016 massiv an: von 68,9 Millionen Euro auf 92,2 Millionen Euro. Diese Steigerung von über 23 Millionen Euro innerhalb von nur sieben Jahren, die wesentlich durch Tariferhöhungen realisiert wurde zeigt: Die Mehrkosten des ÖPNV wurden fast vollständig über die steigenden Ticketpreise finanziert. Die Politik entschied sich dafür, die Last auf die Fahrgäste zu verlagern, anstatt die öffentliche Finanzierung entsprechend zu erhöhen.

Dieses Missverhältnis ist eklatant. Für eine faire Finanzierung des ÖPNV wird oft ein Verhältnis von 1:1 zwischen Ticketeinnahmen und Steuerzuschüssen gefordert. Die Realität in Bremen lag 2016 jedoch weit entfernt davon: Das Verhältnis betrug 1 Euro Ticketeinnahmen zu nur 0,59 Euro Steuerzuschuss. Der Senat bestätigte damals in seiner Antwort, dass die BSAG zusätzliche 22,1 Millionen Euro aus Steuermitteln benötigt hätte, um das 1:1-Verhältnis zu erreichen und die Fahrpreise entsprechend senken zu können.

Nun sind die Daten der Abfrage fast 10 Jahre alt, aber es ist wohl davon auszugehen dass, die die VBN-Preiserhöhung 2026 nur die jüngste Wiederholung eines langjährigen strukturellen Problems ist. Die Lösung liegt nicht in der jährlichen Preisanpassung.

Die wahre Gleichung: Jeder Euro bringt drei zurück

Die VBN begründet die fast jährlichen Preissteigerungen immer wieder mit gestiegenen Kosten. Dabei wird eine entscheidende Gleichung ignoriert: Der öffentliche Nahverkehr ist keine Kostenstelle, sondern ein Motor für die Wirtschaft. Eine Studie des Beratungsunternehmens MCube zeigt: Jeder Euro, der in Bus und Bahn investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro zurück! Die volkswirtschaftliche Leistung des ÖPNV liegt demnach im Mittel bei rund 75 Milliarden Euro jährlich, was dem Dreifachen seiner jährlichen Betriebskosten von 25 Milliarden Euro entspricht, wobei die Autoren meinen dass „die tatsächliche Wertschöpfüng deutlich höher liegen [dürfte]“. Dieses Geld schafft Arbeitsplätze und generiert Umsätze in vorgelagerten Bereichen wie dem Zugbau und der IT-Dienstleistung. Ein gut ausgebauter Nahverkehr sorgt dafür, dass Pendler*innen zur Arbeit kommen und erhöht die Attraktivität von Arbeitgebern, allein dieser Pendler-Effekt macht über ein Viertel der gesamten Wertschöpfung aus. Vor allem aber spart er volkswirtschaftliche Kosten, indem er Unfälle, Lärm, Luftverschmutzung und CO2-Emissionen reduziert. Das Argument der „Selbstfinanzierung“ ist angesichts dieser Fakten also haltlos. Die steigenden Ticketpreise gefährden nicht nur die soziale Gerechtigkeit, sondern beschädigen auch eine Investition, die sich für die Gesellschaft dreifach auszahlt.

Doppelt so teuer: Der Preisvergleich seit 2009

Was uns jedoch besonders beunruhigt, ist die krasse Ungleichheit in dieser Preisentwicklung. Wir müssen darüber sprechen, warum die Kosten für Bus und Bahn so viel schneller in die Höhe schießen als die Kosten für die umweltschädliche Alternative. Die Zahlen der Preisentwicklung seit 2009 zeigen deutlich, wie die Last auf die Schultern der ÖPNV-Nutzer*innen verlagert wird. Wer sich konsequent für den Nahverkehr entscheidet, musste in den letzten 16 Jahren Preissteigerungen von über 70 Prozent hinnehmen. Dies ist doppelt so viel wie die allgemeine Teuerung und die durchschnittliche Preissteigerung beim Benzin!

Der Benzinpreis, der oft als Maßstab für Mobilitätskosten gilt, steigt langsamer. Die Mobilität, die wir für das Klima brauchen, wird jedoch immer teurer. Der VBN begründet die fast jährlichen Preissteigerungen in ihren Pressemitteilungen, immer wieder mit gestiegenden Kosten, welche sie nur durch Mehreinnahmen stemmen können. Ein logisches Argument, wenn es nicht so undurchsichtig wäre. Da die allgemeine Teuerungsrate deutlich niedriger ausfiel als die Preissteigerung im Nahverkehr ist es schwer nachzuvollziehen, wie diese Preise zustande kommen.

Fazit:

Die VBN-Preiserhöhung belastet Fahrgäste überproportional und macht Mobilität in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten unattraktiver. Historische Daten belegen eine strukturelle Schieflage, da die Mehrkosten systematisch auf Tickets statt auf höhere öffentliche Zuschüsse verlagert werden. Diese Ungleichheit ignoriert, dass der ÖPNV kein Kostenfaktor ist, sondern der Volkswirtschaft einen dreifachen Nutzen bringt. Die steigenden Preise gefährden somit die soziale Gerechtigkeit und beschädigen eine notwendige Investition in die Zukunft.