Wie wird die Straßenbahn zum Treiber der Verkehrswende – und welche Zukunft hat sie in der Bremer Innenstadt?

Wie wird die Straßenbahn zum Treiber der Verkehrswende – und welche Zukunft hat sie in der Bremer Innenstadt? 1
© A.Savin, WikiCommons

Vorort-Erkundung (Spaziergang) & Vortrag mit Stephan Besier, Leipzig: 2. Februar 2023, 15.15 & 18 Uhr (s.u.)

In vielen Ländern Europas erlebt die Straßenbahn eine Renaissance: Sie trägt zu einem attraktiveren Nahverkehr und einer Belebung der Innenstädte bei. Nachdem sie vielerorts zugunsten der „autogerechten Stadt“ demontiert worden war, erwägen Städte wie Hamburg und Bremerhaven den Wiederaufbau ihrer Straßenbahn-Netze. Kiel hat diesen Schritt im November letzten Jahres bereits beschlossen.

In Bremen, das seine Straßenbahn nie verloren hat, ist eine alte Debatte wieder aufgelebt: Die Straßenbahn in der Innenstadt wird als Hindernis für eine attraktive Innenstadt angesehen und soll weg aus der Obernstraße. Durch die Verlegung der Straßenbahn in die Martinistraße erhoffen sich die Befürworter*innen eine Belebung der Innenstadt. Damit verbunden wäre allerdings auch die Verlegung einer der meistfrequentierten Haltestellen der Stadt aus der Fußgängerzone. Ob diese Maßnahme tatsächlich einen 2- bis 3-stelligen Millionenbetrag wert und finanzierbar ist, wird sowohl vom Verkehrsressort und als auch der BSAG infrage gestellt. Behindertenvertreter*innen fürchten durch die Verlegung zusätzliche Barrieren für mobilitätseingeschränkte Menschen.

In Verbindung mit dieser Debatte steht der seit Langem geplante barrierefreie Umbau der Umsteigehaltestelle an der Domsheide. Der lange Planungsprozess, der durch eine umfassende Bürgerbeteiligung begleitet wurde, wird nun infrage gestellt. Es wird befürchtet, dass die Straßenbahn das Konzerthaus „Die Glocke“ gefährdet. Manche stellen sogar die Straßenbahn an der Domsheide an sich infrage und möchten den Platz „aufwerten“. Die BSAG braucht in der Angelegenheit eine schnelle Entscheidung, da die notwendige Sanierung der Gleise dringend auf den Weg gebracht werden muss.

Einfach Einsteigen und die Heinrich Böll-Stiftung Bremen möchten zur Versachlichung der Debatte beitragen und laden den renommierten Straßenbahnplaner Stephan Besier ein, mit uns das Gebiet rund um Martinistraße, Obernstraße und Domsheide zu erkunden. Während des Spaziergangs und im anschließenden Vortrag wird Besier seine Gedanken, Ideen und Eindrücke mit uns teilen und anhand von Beispielen aus anderen Städten und Ländern aufzeigen, worin die Chancen und Möglichkeiten für die Gestaltung der Straßenbahn in der Bremer Innenstadt liegen. Im Anschluss gibt es für die Teilnehmenden die Möglichkeit Fragen zu stellen und mit dem Referenten zu diskutieren.

Über den Referenten:

Stephan Besier studierte von 1994 bis 2000 Raum- und Umweltplanung an der Technischen Universität Kaiserslautern und an der University of Strathclyde in Glasgow. Zwischen 2004 und 2009 war er als Projektleiter bei der IBV Hüsler AG, Zürich tätig und betreute vor allem Projekte in Deutschland und Italien. Seit 2009 selbständige Tätigkeit als Berater. Der Sitz des Büros ist seit 2016 in Leipzig. Er plant an Nahverkehrs- und Straßenbahnprojekten in Deutschland (Erlangen, Kiel, Wiesbaden, München), Italien und Skandinavien mit und ist Mitglied in Expertengruppen in Deutschland und der Schweiz, die Planungsrichtlinien für den ÖPNV erarbeiten.

Im Zuge seines Schwerpunkts der Infrastrukturgestaltung und städtebaulichen Integration von Stadtbahnen, bietet er einen interdisziplinären Ansatz für Infrastrukturgestaltung und städtebauliche Integration von Stadt- und Straßenbahnen und erarbeitet insbesondere Gestaltungskonzepte sowie Projekte zum Straßenraumentwurf.

Treffpunkt Spaziergang:

Domsheide, Kapitel 7 um 15:15, Aufbruch 15:30 – Der Spaziergang dauert ca. 1 ½ h

Vortrag 18h, Glocke Domsheide 6-8

Kostenlos, Anmeldung wird erbeten über die Heinrich-Boell-Stiftung Bremen. Zur Anmeldung